02.12.2011 09:59

Nur jeder fünfte Rechtsanwalt wünscht zertifizierte Spezialisierungen als Alternative zum Fachanwaltstitel


Die Rechtsanwälte lehnen mit einer Mehrheit von 80 % die Einführung sog. zertifizierter Spezialisierungen als Alternative zu den Fach-anwaltstiteln ab. Über die Ergebnisse einer entsprechenden Studie berichtete der Direktor des Soldan Instituts, Matthias Kilian, heute auf einer Fachtagung in Köln, die das Institut für Anwaltsrecht gemeinsam mit dem Anwaltsblatt veranstaltet hat.

Seit längerem diskutiert die Anwaltschaft kontrovers über die Frage, ob es neben dem Fachanwaltstitel und selbst benannten Tätigkeitsschwerpunkten eine weitere Form des Spezialisierungshinweises geben sollte, der mehr als eine bloße Selbsteinschätzung bietet und doch weniger schwierig zu erwerben ist als ein Fachanwaltstitel. Diese auch unter den Schlagworten „Kleine Fachanwaltschaften“ oder „Junior-Fachanwalt“ geführte Diskussion hat sich intensiviert, seitdem ein gewerblicher Anbieter für ausgewählte Rechtsgebiete werbewirksame Zertifizierungen von Rechtsanwälten vornehmen wollte und von der Rechtsanwaltskammer Köln auf Unterlassung in Anspruch genommen wurde. Im Rahmen der auf dem Symposion in Köln vorgestellten Ergebnissen der Befragung von mehr als 1.000 Berufsträgern durch das Soldan Institut äußerten sich vier von fünf Rechtsanwälten ablehnend zu Vorschlägen, zertifizierte Spezialisierungen auf Gesetzesebene einzu-führen.

Dr. Matthias Kilian, Direktor des Soldan Instituts, relativierte dieses Er-gebnis allerdings: „Aus rechtspolitischer Sicht ist von zentraler Bedeutung, dass sich in der Gruppe der Nicht-Fachanwälte mit nur 46% ablehnenden Stimmen keine Mehrheit für die Erhaltung des Status quo findet. Fachan-wälte sind hingegen zu 86 % für die uneingeschränkte Beibehaltung des Systems geprüfter Spezialisierungen ausschließlich über den Erwerb eines Fachanwaltstitels.“

Diese Zahlen deuten darauf hin, dass für eine relativ große Zahl von Nicht-Fachanwälten die Hürden für den Erwerb eines Fachanwaltstitels zu hoch sind oder es an einer ihre Spezialisierung repräsentierenden Fachanwaltschaft fehlt. Kilian wies darauf hin, dass sich in diesem Punkt zunehmende, auf lange Sicht durchaus problematische Friktionen zwischen zwei großen Teilgruppen der Anwaltschaft andeuten.   
 

Ansprechpartner
Rechtsanwalt Dr. Matthias Kilian
Weyertal 59
50937 Köln

Tel.: 0221 5481 1123
Fax: 0221 5481 1125
Mobil: 0177 884 5827

E-Mail: kilian@soldaninstitut.de