02.05.2011 10:46

Jeder vierte Fachanwalt berichtet von Problemen beim Titelerwerb


Jeder vierte Fachanwalt, der seinen Titel seit 2006 erworben hat, berichtet von Schwierigkeiten bei dem für die Titelverleihung notwendigen Nachweis besonderer theoretischer Kenntnisse oder praktischer Erfahrungen. Dies hat eine Befragung von mehr als 2.600 Fachanwältinnen und Fachanwälten durch das Soldan Institut für Anwaltmanagement ergeben.

Während von den Fachanwälten, die ihre Qualifikation vor 1995 erworben haben, lediglich 13% von Problemen berichten, liegt der Anteil bei den Kollegen, die in den letzten fünf Jahren den Titel erworben haben, mit 25% fast doppelt so hoch. Am häufigsten beklagt wird der hohe zeitliche Aufwand beim Erwerb der besonderen theoretischen Kenntnisse durch den Besuch von Lehrgängen und das Sammeln von Fällen aus Teilrechtsgebieten einer Fachanwaltschaft. Deutlich weniger Rechtsanwälte nennen die entstehenden Kosten, die Anforderungen der Klausuren im Rahmen der Lehrgangsteilnahmen und das Erreichen der notwendigen Gesamtzahl der Fälle im Fachanwaltsgebiet als Problem.

Erhebliche Unterschiede ergeben sich bei einer Betrachtung einzelner Fachanwaltschaften: Nur jeweils rund 11% der Fachanwälte für Bank- und Kapitalmarktrecht oder IT-Recht berichten von Problemen, während der Wert für Fachanwälte für Erbrecht oder Handels- und Gesellschaftsrecht bei 33% liegt.

Dr. Matthias Kilian, Direktor des Soldan Instituts: "Unsere Daten lassen erkennen, dass die zunehmenden Probleme beim Erwerb des Fachanwaltstitels vor allem auf Schwierigkeiten beruhen, alle Teilrechtsgebiete einer Fachanwaltschaft mit der notwendigen Zahl von praktischen Fällen abzudecken. Dies deutet darauf hin, dass die gesetzlichen Anforderungen an den Titelerwerb nicht in allen Fachanwaltschaften das praktische Tätigkeitsfeld eines auf dieses Rechtsgebiet spezialisierten Rechtsanwalts sachgerecht widerspiegeln."