Projektbeschreibung

Ziel des Forschungsprojekts des Soldan Instituts ist es zum einen, Erkenntnisse zu Beschäftigungsstrukturen in Anwaltskanzleien zu gewinnen und zum anderen das arbeitsteilige Arbeiten in Kanzleien und Problemfelder des Arbeitnehmer - Arbeitgeberverhältnisses in Kanzleien näher zu untersuchen. Die Studie hat daher die Arbeitsplatzsituation und die menschlichen Beziehungen in Anwaltskanzleien genauer beleuchtet. Zu diesem Zweck wurde auf psychologische Basiskonzepte zurückgegriffen. Die Studie klärt mit Hilfe dieses interdisziplinären Ansatzes, wie sich das Arbeiten, und das menschliche Miteinander im Arbeitsalltag von Kanzleien vollzieht. Hierdurch sollen Anknüpfungspunkte identifiziert werden, von denen ausgehend das Arbeiten so verändert werden kann, dass Mitarbeiter und Vorgesetzte den größtmöglichen Nutzen durch ein optimiertes Arbeitsumfeld haben. Eine resultierende Verbesserung der Mitarbeiter-zufriedenheit und der Mitarbeiterbindung können helfen, Personal an Kanzleien zu binden, Auszubildende bis zum erfolgreichen Abschluss ihrer Ausbildung zu begleiten und vorzeitige Abbrüche der Ausbildung zu verhindern. Langfristiger Effekt kann eine Sicherung des Marktes der zukünftigen Fachkräfte für Anwaltskanzleien sein, indem mehr geeignetes Personal verfügbar ist bzw. in der Kanzlei gehalten werden kann, weil die Tätigkeit in Anwaltskanzleien attraktiver wird. Von gut ausgebildeten und zufriedenen Mitarbeitern, die in ausreichender Anzahl zur Verfügung stehen, würde die Anwaltschaft an sich profitieren, sind doch Mitarbeiter von Rechtsanwälten aufgrund ihres Tätigkeitsfelds für Unternehmen wie Banken und Versicherungen, aber auch für die öffentliche Verwaltung interessante Arbeitnehmer, um die konkurriert wird. Mit Hilfe des Forschungsprojekts sollen deshalb Potenziale zur Verbesserung der Mitarbeiterkompetenzen, Mitarbeiterzufriedenheit und der Mitarbeiterbindung identifiziert werden.

 

Ein erster Forschungsbericht (FB 22) als Teil der breiter angelegten Gesamtstudie beschäftigt sich auf der Basis der Abklärung der tatsächlichen Gegebenheiten in Kanzleien mit den Konzepten „Austauschbeziehung zwischen Führungskraft und Mitarbeiter“ („Leader Member Exchange“), „Soziale Unterstützung von Auszubildenden“ und der Kommunikationsqualität und ihrer Wirkung auf die Konzepte Mitarbeiterbindung (organisationales affektives Commitment), Arbeitszufriedenheit und Mitarbeiterfluktuation. Die relevanten psychologischen Konzepte werden weitgehend mit Hilfe standardisierter und in der Forschung bewährter Fragestellungen überprüft. Zwar werden solche arbeitspsychologischen Untersuchungen typischerweise auf der Ebene eines einzelnen Unter-nehmens durchgeführt, das Interesse daran hat, im Wettbewerb mit anderen Unter-nehmen Pluspunkte im Bereich „human resources“ zu sammeln. Gleichwohl ist es naheliegend, dass es strukturelle, branchentypische Probleme gibt, die sich durch eine Studie nicht einem bestimmten Unternehmen einer Branche, sondern in der Branche insgesamt identifizieren lassen. Da die Datenerhebung aber in einer Stichprobengröße erfolgt ist, deren resultierende Fallzahlen relativ differenzierte Betrachtungen in Abhängigkeit von Kanzleitypen und –größen zu treffen, sind nicht nur Aussagen zum Berufs-stand insgesamt, sondern auch zu Teilsegmenten möglich.