Projektbeschreibung

 

Hintergrund

In Befragungen des Soldan Instituts teilen regelmäßig rund 70 % der befragten Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte mit, dass sie sich als Spezialisten verstehen – nur drei von zehn Rechtsanwälten charakterisieren sich hingegen als Generalist. Der Rechtsanwalt der BRAO ist, so heißt es in § 3 Abs. 1 BRAO, der berufene und unabhängige Berater und Vertreter der Bürger in allen Rechtsangelegenheiten. Der Rechtsanwalt der Gegenwart ist hingegen, fragt man ihn selbst, ganz überwiegend Spezialist. Am offensichtlichsten vollzieht sich die anwaltliche Spezialisierung eines Rechtsanwalts durch den Erwerb eines Fachanwaltstitels. Fast ein Viertel aller Rechtsanwälte in Deutschland hat mittlerweile einen Fachanwaltstitel erworben, wobei sich die Zahl der verliehenen Fachanwaltstitel seit Mitte der 1990er Jahre verzehnfacht hat. In der Entwicklung der Fachanwaltschaften ist folglich der augenfälligste Beleg für die fortschreitende Spezialisierung der deutschen Anwaltschaft zu erblicken.

 

Untersuchungsgegenstand

Für das Soldan Institut war dieser Befund Anlass, die Ausprägungen, Gründe und Folgen der anwaltlichen Spezialisierung detailliert zu untersuchen. In einem ersten Schritt des breit angelegten Forschungsprojekts unter dem Titel „Anwaltliche Spezialisierung“, widmete sich das Institut daher der umfassenden empirischen Analyse der Gruppe der Fachanwälte. Erstmalig wurde die innere Struktur der Fachanwaltschaft, die grundlegende Einstellung der Anwaltschaft zum Konzept der Fachanwaltschaft, die verschiedenen Beweggründe für den Titelerwerb, die Erfahrungen der Fachanwälte während des Titelerwerbs, die Besonderheiten des Titelverleihungsverfahrens sowie die Auswirkungen dieses Spezialisierungsinstruments auf die berufliche Tätigkeit genau beleuchtet.

Detailliert werden in der Studie folgende Aspekte behandelt:

  • Soziologie, Geschichte und rechtlicher Rahmen der Fachanwaltschaft
  • Struktur und Konzept der Fachanwaltschaft
  • Entscheidung für den Erwerb des Fachanwaltstitels
  • Erwerb der besonderen theoretischen Kenntnisse durch künftige Fachanwälte
  • Erwerb der besonderen praktischen Erfahrungen durch künftige Fachanwälte
  • Verfahren der Titelverleihung
  • Auswirkungen des Erwerbs des Fachanwaltstitels: Spezialisierung, Mandate, Umsätze
  • Kommunikation von Fachanwälten
  • Vergütung von Fachanwälten
  • Fortbildung von Fachanwälten 

 

Methodik

In der Feldphase der Studie wurden im April und September 2010 insgesamt 10.680 Fachanwältinnen und Fachanwälte vom Soldan Institut per Telefax befragt. Insgesamt beteiligten sich 2.530 Berufsträger an der Umfrage, so dass eine Rücklaufquote von 24 % realisiert werden konnte. Im Rahmen der Befragung wurde zudem besonderes Augenmerk auf eine repräsentative Teilnehmerzahl von Fachanwälten aus zahlenmäßig eher kleinen Fachanwaltsgebieten gelegt. Auf diese Weise wurde eine Grundlage geschaffen, um differenzierte Aussagen auch in Bezug auf einzelne Teilgebiete der Fachanwaltschaft treffen zu können.

 

 

Projektergebnisse

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